07.02.2025 Kategorien: Immobilien, Leseempfehlungen, Newsletter

Die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt gehören zu den spannendsten, aber auch herausforderndsten Themen unserer Zeit. Der Immobilienmarkt in Deutschland ist seit Jahren bei Investoren, Eigentümern und Mietern beliebt. Die Preise variieren regional, wobei Stuttgart als dynamischer Markt hervorsticht.

Während die vergangenen Jahre von stetig steigenden Preisen geprägt waren, erleben wir derzeit einen Paradigmenwechsel. Gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und gesetzliche Regulierungen prägten das Marktgeschehen in den vergangenen Jahren. Dieser Beitrag beleuchtet nicht nur die Entwicklungen in der Region Stuttgart und auf dem gesamten deutschen Immobilienmarkt, sondern widmet sich auch den Herausforderungen, vor denen bestimmte Immobilientypen – darunter Wohn- und Gewerbeimmobilien – aktuell stehen.

Der Immobilienmarkt in Deutschland: Zinswende verändert das Spielfeld

Niedrige Zinsen, knappes Angebot und hohe Nachfrage ließen die Immobilienpreise lange steigen. Seit Mitte 2022 änderte sich das. Die EZB hob die Zinsen an, was zu höheren Finanzierungskosten und geringerer Kaufbereitschaft führte.

Laut aktuellen Berichten führender Immobilienmarktanalysten wie dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) oder Empirica stagnieren die Immobilienpreise in vielen Regionen oder zeigen sogar Rückgänge – insbesondere in ländlichen und strukturschwächeren Gebieten. Hier sind Preiskorrekturen von 10% oder mehr erkennbar. Hingegen bleiben wirtschaftsstarke Städte wie München, Frankfurt, Hamburg und Stuttgart weiterhin gefragte Märkte, wenn auch mit gedämpfter Dynamik.

Die Marktentwicklung wird zunehmend differenziert: Die Qualität und Art der Immobilie spielen eine immer größere Rolle. Besonders energetische Standards werden für Käufer und Investoren wichtiger. Gebäude mit schlechten Energiewerten stehen unterzunehmendem Druck, während energieeffiziente Immobilien von einer steigenden Nachfrage profitieren.

Zusätzlich ist die Neubautätigkeit in Deutschland ein weiterer entscheidender Faktor, da weiterhin zu wenig gebaut wird. Prognosen gehen davon aus, dass die angestrebte Zielmarke von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr auch in den kommenden Jahren nicht erreicht wird.

Gleichzeitig üben geopolitische Unsicherheiten, steigende Energiepreise und die Inflation zusätzlichen Druck auf den Markt aus. Investoren agieren vorsichtiger und Käufer wägen ihre Entscheidungen kritischer ab. Trotzdem bleibt Wohneigentum für viele Deutsche eine attraktive Investition, insbesondere im Hinblick auf Inflationsschutz und Altersvorsorge.

Stuttgart: Ein stabiler, aber selektiver Markt

Die Region Stuttgart gehört bekanntermaßen zu den wirtschaftsstärksten Gebieten Deutschlands. Mit Unternehmen wie Daimler, Porsche und Bosch ist die Region ein globaler Hotspot für Automobilindustrie und Technologie.

Diese wirtschaftliche Stärke hat die Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesteigert. Doch wie sieht es aktuell aus?

Wohnimmobilien: Starke Lageabhängigkeit

Trotz der stabilen Marktlage spürt auch Stuttgart die Auswirkungen der Zinswende. Nach Jahren steigender Preise berichten Portale wie Immowelt und Immoscout24 von einer leichten Marktberuhigung. Gespräche mit Kollegen und Mitbewerbern bestätigen: „Die fetten Jahre sind vorbei.“

Der Preisanstieg hat sich merklich verlangsamt, und in einigen Teilmärkten, insbesondere im Hochpreissegment, sind Preiskorrekturen erkennbar.

Während Eigentumswohnungen und Häuser in begehrten Lagen wie Stuttgart-West oder am Killesberg weiterhin gefragt bleiben, geraten Immobilien in weniger zentralen oder energetisch problematischen Lagen zunehmend unter Druck.

„Immobilien am Killesberg oder in Degerloch sind immer noch heiß begehrt.“

Besonders ältere Gebäude mit hohen Sanierungs- und Betriebskosten – etwa unsanierte Mehrfamilienhäuser aus den 1960er- bis 1980er-Jahren – erleben hohe Preisabschläge.

Hier hat sich die Nachfrage durch die höheren Finanzierungskosten abgeschwächt, wodurch Käufer bessere Verhandlungsspielräume haben.

“Immobilien, die wenig Energie verbrauchen, sind heutzutage der Renner – verständlich bei den hohen Kosten.”

Auch auf dem Mietmarkt zeigt sich eine ambivalente Entwicklung. Zwar bleibt die Nachfrage nach Mietwohnungen aufgrund der hohen Kaufpreise ungebrochen hoch, doch die gestiegenen Energie- und Nebenkosten belasten viele Haushalte. Dies führt dazu, dass Mieter zunehmend kleinere Wohnungen oder weniger zentrale Lagen in Betracht ziehen.

Hinzu kommt das Käufer aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten deutlich kritischer abwägen, ob sich ein Kauf lohnt. Neben dem Kaufpreis spielen nun auch die laufenden Nebenkosten eine entscheidende Rolle. Dies hat in den Jahren zuvor bis 2022 meist keine Rolle im Entscheidungsprozess gespielt.

Preisentwicklung im Wohnimmobilienmarkt Stuttgart

In den Jahren bis 2022 stiegen die Immobilienpreise in der Region Stuttgart, wie im gesamten Deutschen Raum, deutlich an. Gründe hierfür waren die hohe Nachfrage nach Wohnraum, begrenzte Flächen für Neubauten und die attraktive Lage als Landeshauptstadt im Herzen Baden-Württembergs. Laut aktuellen Marktanalysen haben sich die Preise für Wohnimmobilien in Stuttgart und Umgebung jedoch zuletzt etwas abgekühlt. Während die Preise in den Vorjahren zweistellige Zuwachsraten verzeichneten, liegt das Wachstum aktuell im niedrigen einstelligen Bereich.

Ein Grund für diese Entwicklung ist die angesprochene, gestiegene Zinsbelastung durch die höheren Hypothekenzinsen, welche den Markt seit 2022 verändert haben. Viele potenzielle Käufer zögerten angesichts der gestiegenen Finanzierungskosten in den letzten beiden Jahren, was zu einer geringeren Nachfrage führte. Gleichzeitig bleibt das Angebot an Wohnraum knapp, da die Baubranche mit steigenden Materialkosten und Personalmangel zu kämpfen hat. Zudem entstehen in Stuttgart aufgrund der Kessellage kaum neue Neubaugebiete.

Gewerbeimmobilien: Ein Markt im Wandel

Gewerbeimmobilien erleben ebenfalls eine deutliche Transformation. Die Corona-Pandemie hat den Trend zum Homeoffice beschleunigt, was die Nachfrage nach Büroflächen dauerhaft verändert hat. Viele Unternehmen in Stuttgart und deutschlandweit überdenken ihren Flächenbedarf, was den Druck auf veraltete Büroimmobilien erhöht.

Moderne Bürogebäude mit flexiblen Grundrissen und nachhaltigen Bauweisen – etwa nach den ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) – bleiben hingegen gefragt, da viele Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategien vorantreiben. Alte Bürogebäude mit hoher Energieineffizienz oder ungünstigen Standorten verlieren jedoch an Attraktivität.

„Nachhaltige Immobilien sind kein Trend, sondern die Zukunft – wer heute in ESG investiert, sichert morgen den Wert seiner Immobilie.“

Darüber hinaus stehen Handelsimmobilien, insbesondere Einzelhandelsflächen, vor großen Herausforderungen. Der anhaltende Boom des Onlinehandels hat bereits vor der Pandemie zu einem Strukturwandel im Einzelhandel geführt, der sich weiter beschleunigt. Insbesondere große Einkaufszentren und Handelsflächen außerhalb der Innenstädte kämpfen mit Leerständen. Erfolgreich sind hingegen innerstädtische Lagen mit hoher Kundenfrequenz und Mischnutzungskonzepten, die Wohnen, Arbeiten und Einkaufen kombinieren.

Logistikimmobilien hingegen profitieren weiterhin vom E-Commerce-Boom und der zentralen Lage Stuttgarts als Verkehrsknotenpunkt und sind der neue Liebling von Immobilieninvestoren im Bereich Gewerbe.

Ausblick für die Region Stuttgart

Langfristig bleibt die Region Stuttgart ein attraktiver Immobilienmarkt. Die wirtschaftliche Stärke, die hohe Lebensqualität und die gute Infrastruktur sorgen für eine stabile Nachfrage. Kurzfristig könnten jedoch weitere Zinsanpassungen und die unsichere konjunkturelle Lage zu einer weiteren Abkühlung des Marktes führen.

Deutschlandweit: Eine Phase der Konsolidierung

Während die Region Stuttgart ihre eigenen Dynamiken aufweist, zeigt sich auf nationaler Ebene eine ähnliche Tendenz: Der deutsche Immobilienmarkt befindet sich in einer Phase der Konsolidierung.

Wohnimmobilien: Preisanstieg verlangsamt sich

In den vergangenen zehn Jahren haben die Immobilienpreise in der gesamten Bundesrepublik kontinuierlich angezogen. Besonders in Ballungsgebieten wie Frankfurt, München, Hamburg und Berlin stiegen die Preise stark an. Seit 2022 ist jedoch, aufgrund der stark gestiegenen Hypothekenzinsen, eine deutliche Verlangsamung des Preisanstiegs zu beobachten. In wenigen Regionen, insbesondere in ländlichen Gebieten, stagnieren die Preise sogar oder fallen leicht.

Die Hauptursache hierfür sind die gestiegenen Finanzierungskosten durch hohe Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen in den letzten Monaten mehrfach gesenkt, da Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation Wirkung gezeigt haben. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Baufinanzierung sowie auf die Kaufkraft und Nachfrage potenzieller Immobilienkäufer. Es bleibt abzuwarten, wie sich die EZB im Jahr 2025 verhält und ob weitere Zinssenkungen zu erwarten sind. Dies könnte den Immobilienmarkt beeinflussen.

Mietmarkt: Weiterhin unter Druck

Der Mietmarkt in Deutschland bleibt unverändert angespannt. In den Großstädten und Universitätsstädten ist die Nachfrage nach Mietwohnungen ungebrochen hoch, eine Besserung ist auch nicht in Sicht. Gleichzeitig fehlt es an ausreichendem Neubau, um den Bedarf in absehbarer Zeit zu decken. Dies führt zu weiter steigenden Mieten, insbesondere in den Metropolregionen. Politische Maßnahmen wie die Mietpreisbremse haben bisher nur bedingt Wirkung gezeigt.

Ausblick für Deutschland

Der deutsche Immobilienmarkt befindet sich an einem Wendepunkt. Die Phase der starken Preissteigerungen ist vorerst beendet. Experten rechnen damit, dass die Preise in den kommenden Monaten und Jahren stabil bleiben. Langfristig wird die Entwicklung jedoch von Faktoren wie der Zinspolitik, der Konjunktur und der Wohnungspolitik abhängen.

Problematische Immobilientypen: Wer verliert an Wert?

Aktuell gibt es bestimmte Immobilientypen, die besonders unter Druck stehen:

  1. Wohnimmobilien mit schlechten Energiewerten:

Gebäude ohne energetische Sanierung, beispielsweise aus den 1960er- bis 1980er-Jahren, geraten zunehmend ins Abseits. Käufer und Mieter legen heute großen Wert auf Energieeffizienz, da die Betriebskosten durch gestiegene Energiepreise massiv in den Fokus gerückt sind. Unsanierte Immobilien mit alten Heizsystemen wie Öl- oder Gasheizungen erleben deutliche Preisabschläge, nicht zuletzt weil eine schlechte Energieeffizienz auch zu schlechteren Konditionen bei den Banken führen.

  1. Ältere Bürogebäude:

Gewerbeimmobilien, die nicht den modernen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Flexibilität entsprechen, werden zunehmend schwerer vermarktbar. Unternehmen suchen verstärkt nach energieeffizienten, modernen Flächen, die auch das Arbeiten im Homeoffice-Kontext unterstützen.

  1. Einzelhandelsimmobilien in Randlagen:

Handelsflächen abseits von zentralen Standorten kämpfen aufgrund des wachsenden Onlinehandels mit Leerständen. Besonders großflächige Shoppingcenter ohne integrierte Wohn- oder Arbeitsnutzung stehen unter Druck, während innerstädtische Handelsimmobilien mit flexiblen Konzepten weiterhin attraktiv bleiben.

Gefragte immobilientypen – Wer gewinnt an Wert?

  1. E-Commerce treibt Logistikflächen an

Ähnlich wie in Stuttgart profitieren Logistikimmobilien auch bundesweit vom Wachstum des Online-Handels. Die Nachfrage nach Lager- und Distributionsflächen bleibt hoch, insbesondere in der Nähe von Ballungsräumen und Verkehrsknotenpunkten. Büroimmobilien hingegen stehen vor Herausforderungen, da viele Unternehmen ihre Flächenbedarfe überdenken und sich neu aufstellen.

  1. Energieeffiziente Gebäude

Energieeffiziente Gebäude gewinnen an Wert, weil sie geringere Betriebskosten haben, gesetzliche Anforderungen erfüllen und bei Käufern sowie Mietern gefragter sind. Angesichts steigender Energiekosten und strengerer Klimaschutzvorgaben wird der Markt für unsanierte Gebäude immer unattraktiver. Banken bevorzugen zudem nachhaltige Immobilien bei der Finanzierung, und Investoren setzen zunehmend auf ESG-konforme Objekte. Wer in Energieeffizienz investiert, sichert also langfristig den Wert und die Wettbewerbsfähigkeit seiner Immobilie.

Chancen: Energieeffizienz als Werttreiber

Während unsanierte Immobilien an Attraktivität verlieren, gibt es erhebliche Chancen für Objekte, die energieeffizient modernisiert wurden. Insbesondere in Stuttgart, wo die Flächenknappheit hoch ist, können Eigentümer durch gezielte Investitionen in Sanierung und Nachhaltigkeit den Wert ihrer Immobilien erhalten oder sogar steigern.

Wohnimmobilien, die mit modernen Heizsystemen (z. B. Wärmepumpen), Dämmungen und erneuerbaren Energien ausgestattet sind, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Ebenso gewinnen Gewerbeimmobilien, die auf flexible und nachhaltige Nutzungskonzepte setzen, an Marktwert.

Investoren sollten verstärkt auf ESG-konforme Immobilienprojekte achten, da diese künftig von steuerlichen Anreizen und einer höheren Nachfrage profitieren könnten.

 

Fazit: Geduld und Weitsicht sind gefragt

Der Immobilienmarkt in Stuttgart und Deutschland befindet sich in einer Phase des Umbruchs, die von steigenden Finanzierungskosten, neuen gesetzlichen Vorgaben und veränderten Käuferpräferenzen geprägt ist. Während energieeffiziente und moderne Wohn- und Gewerbeimmobilien an Attraktivität gewinnen, geraten ältere und energetisch ineffiziente Objekte zunehmend unter Druck.

Für Eigentümer und Investoren eröffnen sich jedoch auch Chancen: Durch gezielte Investitionen in Sanierung und Nachhaltigkeit können ältere Immobilien wettbewerbsfähig gemacht werden. Besonders in Stuttgart, wo die Nachfrage nach hochwertigem Wohn- und Gewerberaum langfristig bestehen bleibt, können solche Maßnahmen den Wert sichern oder steigern.

Für Käufer und Investoren ist es jetzt wichtig, geduldig zu sein und sorgfältig zu prüfen, wo sich lohnende Chancen ergeben. Gleichzeitig sollten Eigentümer und Vermieter die aktuellen Marktbedingungen nutzen, um ihre Immobilien strategisch zu positionieren.

Letztendlich wird die Zukunft des Marktes entscheidend davon abhängen, wie flexibel sich Eigentümer, Käufer und Investoren an die neuen Gegebenheiten anpassen können. Der Fokus auf Qualität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wird dabei eine zentrale Rolle spielen.

Die Region Stuttgart bleibt aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke und Lebensqualität ein attraktiver Markt, während Deutschland insgesamt eine Phase der Konsolidierung durchläuft. In beiden Fällen gilt: Wer langfristig denkt, wird auch in turbulenten Zeiten erfolgreich sein.

Ich hoffe, dieser Beitrag gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über die aktuelle Marktsituation. Bei weiteren Fragen oder einer individuellen Beratung stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

 

Autor: Aristotelis Vrakas, Alpha Immobilien